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AMOS SPECIAL
Hallo Amos. Wir freuen uns, dass du uns ein kleines Interview geben möchtest.

Ja kein Problem, soviel hab ich eh nicht zusagen.

Du verfolgst ja die Graffiti-Szene in Deutschland nun schon fast 20 Jährechen lang. Was bedeutet da Graffiti noch für dich, was für einen Stellenwert hat es für dich?

Graffiti bestimmt nach wie vor einen Teil meines Alltags. Legal-Graffitis schaue mir gern auf der Straße an, vor allem in Berlin-Rummelsburg, Pankow etc. und Hamburg Altona sowie St. Pauli oder Kopenhagen-Sudhavn (R.I.P.), da kann man sich unglaublich aufwendige vielgestaltige Auftragsarbeiten aber auch endutopisch geile Hallburner reinziehen. Mir persönlich fehlt da die Muse und Zeit (wahrscheinlich auch die Fähigkeit) für so pompöse Werke. Illegales Graffiti (insbesondere Trainwriting) gefällt mir nach wir vor am besten. Davon habe ich aber leider keine Ahnung, wann und wo man sich so was am besten anschaut, deshalb greife ich häufig auf elektronisch Medien oder Mags zurück.

Wie stehst du zum Aufstieg und Fall von Streetfiles?

Zum Fall: Ich bin durchaus weniger informiert (vermissen tue ich die Seite jedoch nicht, ich denke bzw. hoffe die Kollegen gehen wieder mehr raus um sich Sachen auf der Strasse anzuschauen bzw. REISEN MEHR..ist aber eher utopisch)... aber es wird wahrscheinlich bald wieder irgendjemand diese Idee aufgreifen und neu konsolidieren.

Wie würdest du die Entwicklung von Graffiti beurteilen?

Zunächst muss ich sagen, dass ich keinen globalen überblick über Graffiti habe, da gibt es einige Kollegen die viel mehr unterwegs sind. Des Weiteren habe ich auch kein großartigen Plan was vor 1990 in Schweden, Schweiz oder Dänemark ging. Ganz zu schweigen von Italia-Oldschool stuff. New York und Los Angeles sind ja ganz gut dokumentiert, da konnte man sich gut informieren und Fakten nachlesen. Ansonsten alles graue Tücher (obwohl man ja durch die elektronischen Medien überkras informiert wird, da kann man ja Wochen im Internet verbringen. Rip Streetfiles. hehe). Immerhin weiß ich jetzt, dass es einen Amos in Nürnberg gibt oder dass irgendwelche Atzen in Shanghai U-Bahnen angelackt haben. Des Weiteren ist es immer total schwer zusagen wie sich eine Stadt oder fremdes Land entwickelt wenn man da nicht lebt (es gibt ja schon derbe Unterschiede zwischen Madrid und Moskau). Es ist auch unglaublich wie manche Städte grafftechnisch komplett eingeschlafen sind oder in einem Wachkoma verharren z.B. Zürich war 1994 noch echt angesagt. P.s. Euer Buenos Aires update fand ich übrigens sehr cool. Darüber hinaus der Unterschied zwischen Legal und Illegal. Illegal-Mitteleuropäisch gesehen finde ich es erstaunlich wie sich der Style ja immer weiterentwickelt (Weiterentwickelt hinsichtlich entfernt vom Odemwildstylealphabet bis hinzu durchproportionierten Dortmundersimplebombings ohne Block etc., ob es dafür jetzt schon ein neues Wort gibt?). Gerade der Ostblock entwickelt sich enorm. Eigentlich finde ich das Kreativität im illegalen Graffbizz endlich ist. Dennoch beeindrucken mich immer wieder Wholecars von Fino, Utop-crew, Moas, MRN…Neu, Moses, Taps, Bild, e to e von Derick&Senjor, Bro-CMR ect.. Es gibt aber auch zahlreich Bomber/Crews von dessen Style ich unglaublich fasziniert bin und das über Jahrzehnte z.B. Horfe, Kripoe, Hor-Snow, BAD, OBS, DRM, DSF, AK47, Mutants, Tish, Satschjem etc. Als grobes Fazit ist das die aufwendigen Sachen eher quantitativ abnehmen (die Sachen die gemacht werden sind qualitativ aber Meilensteine), die Jungs und Mädels von heute haben ja auch nicht mehr soviel Zeit..hehehehe deswegen gibt es ja auch Ultraüberdruck Cans die in 30sek. leer sind, sodass man rechtzeitig noch auf Party kommt.

Was würdest du heute nie wieder machen in Bezug auf Graff?

....mich busten lassen hahahaha (I dont give a fuck!!!)

Was geht in Dresden?

Da leben professionelle coole Leute (legal als auch illlegal) die "Alle" sehr gern Reisen... und ich liebe diese Stadt. Die Dynamik in der Szene würde ich eher als "komatösen Zustand" deklarieren.

Du sagtest, dass du keinen globalen überblick hast. Wo warst du denn bisher?

In Europa überall außer Albanien, Kosovo, Montenegro, Weißrussland und Moldawien=Todesabfuck, und in der Türkei auf der asiatischen Seite hehehe.

Wo hat es dir am besten gefallen und warum?

Ich kann das nicht auf ein Urlaub oder ein Ereignis reduzieren. Island hat mir gefallen weil man da in der absoluten Natur sprühen kann und es schwer war Dosen zu bekommen. Italien weil es die Leute da überhaupt nicht interessiert. Ukraine weil es einfach total abgefuckt ist. In Südfrankreich und der Slowakei weil die Kollegen da sehr freundlich und mir sehr offen begegnet sind. Jedes Land egal wie klein, hat seinen eigenen Charme (das liebe ich in Europa). Bulgarien fand ich zum kotzen in jeglicher Hinsicht!

Was ist deinen Motivation?

Es macht mir einfach Spaß mit den Homies (manchmal auch Allein) raus zu gehen und neue Spots und neue Optiken wahrzunehmen. Oder aber auch in andere Länder zu fahren und deren Mentalität und deren Lifestyle zu assimilieren. Großartig motivieren muss ich mich eigentlich nicht, da es für mich auch immer ein willkommener Ausgleich zur „gesellschaftlichen akzeptierten Arbeit“ darstellt. Wenn ich keine Verpflichtungen hätte würde ich 12 Monate in einer Stadt leben und dann wieder umziehen usw.

Was nimmst du mit aus deinen 20 Jahren Graffiti?

Wohin soll ich was mitnehmen? Neulich hat mir ein sehr guter Freund gesagt das ich auf Graffiti Hängen geblieben bin, das fand ich nicht so schön, naja das hat mir bisher noch niemand gesagt. Neee also es ist nach wie vor gesellschaftlich total wichtig das es Graffiti gibt (Graffiti der Spiegel der Gesellschaft..hahaha so ähnlich wie Fußball). Es herrscht nach wie vor eine große Dynamik, einige kommen einige gehen. Hin und wieder tauchen auch ultrakrasse Kunden (z.B. Bitch, Nerz etc.) in der Szene auf die alles in kürzester Zeit überhart zerlegen, dass ist auch immer sehr schön mit anzusehen. Alles wird aber auch irgendwie zugänglich gemacht, der Underground wird zum opencast-ground. Dennoch saß das Netzwerk nie tiefer. Gute Connections überdauern und halten ewig auch wenn man nicht jedes Jahr was miteinander zu tun hat. Was ich z.B. auch niemals für möglich gehalten hätte ist, dass mich jüngere Sprayer jemals beeinflussen könnten. Diesem ist aber so, dass finde ich ziemlich positiv. Ich habe früher bestimmt über 5 Jahre lang nur zu den älteren hoch geschaut. Heute geht es mir genau anders, ich bin immer wieder angezeckt was jüngere Kollegen einfach Style- und Aktionstechnisch an den Tag legen. Respect, dennoch gibt es auch weiterhin die Graffitti-Fossile zu denen ich aufschaue (:

Fazit.
Egal Hauptsache die Buchstaben stehen!!!....und bitte bitte keine Politik oder Streetart

no buzt no fame!

Wo siehst du Graffiti in 20 Jahren?

Es wird immer in der ursprünglichen Form allgegenwärtig sein. Ich frag mich eher ob Kreativität endlich ist? Ich tendiere zu einem leichten Ja.

Bestes Bier (Land/Marke)?

04317! Ich habe mal in der Sternburgbrauerrei gearbeitet...es ist definitv nicht das "Beste" aber... "think global act local"

Du scheinst Erfahrungen im Zugmalen zu haben. Warum sind keine Zugfotos im begleitenden Fototeil zu sehen?

Da würde ich gern auf den Artikel im Farbsuchtmagazin Issue 3, Illegalität und Esthetik verweisen..ein toller Artikel mit viel Antworten. Props an Nimrod!

Tschüssi


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