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ET Special

Interview


Was macht Ihr so für Sachen, wo kommt das her, was wollt Ihr damit aussagen?

in: Ich mache Hauptsächlich Strassenbahnen, Aufkleber, Schablonen und Grafische Sachen. Ich mal halt noch nicht lang und bin sozusagen mehr durch andere Sachen beeinflusst worden als andere hier. Eben neuere Sachen. Strassenbahnen mache ich, obwohl es eine sehr kurzlebige Sache ist, weil sie direkt durch die Stadt fahren.
teks: Meine Styles sieht man so in der Art nicht häufig, klar bin ich auch beeinflusst, aber überwiegend würde ich sagen, dass es schon etwas Eigenes ist und technisch fortgeschritten. Ich versuche das ganze Spektrum von Sachen zu machen. Alles ein bisschen. Ich finds cool, weil ich auch versuche jedes Teil irgendwie neu zu machen.
save: Bei meinen Einflüssen siehts so aus: 'ich war Toy, fands cool, hab angefangen'. Dass ich dabeigeblieben bin, ist zum Teil auch Glück. Für mich sehe ich Graffiti als sehr schnelllebig an, deshalb mache ich auch die Sachen, die ich immer zurzeit gut finde, immer dasselbe zu malen würde mich anöden.
ringoe: Ich finde es gut, wenn man versucht, unterschiedliche Wege zu gehen, Vielfalt aufweisen kann, für neues offen ist und nicht nur eine strikte Linie verfolgt.
erik: Ich muss vielleicht jetzt mal dazu sagen, dass ich hier von den Idioten der bin, der am längsten dabei ist, der das ganze auch gegründet hat. Ich denke, bei uns gibt es so viele Sachen, weil wir unsere Freundschaft nicht nur über Graffiti definieren, sondern über das was uns persönlich ausmacht. Reine Graffitifreundschaften sind okay, aber man merkt schnell, mit wem es geht. Daran liegt es vielleicht auch, dass wir in der Szene nicht so richtig involviert sind. Deshalb mache ich lieber was mit unseren Leuten, weil ich weiß woran ich bin, und auch mal Sachen durchziehen kann, die mich bewegen oder uns am Herzen liegen. Mir ist es größtenteils nicht wichtig, ob mein Name drauf steht, sondern ob es schön aussieht.

Wie wichtig ist euch Graffiti in Vergleich zum Rest des Lebens? Beeinflusst sich das gegenseitig?

save: Wie vorhin schon angeklungen ist, ist uns Freundschaft wichtiger als malen, optimal natürlich mit Freunden malen zu gehen. Ansonsten ist es ein Auf und Ab, wenn andere Sachen wichtiger werden, muss Graffiti natürlich ein Stück weit in den Hintergrund, aber es kommt immer wieder, dafür bin ich nun auch schon zu lange dabei, dass es wegzudenken wäre, vor allem das Illegale.
ghat: Bei mir war es am Anfang auch ein Hin und Her zwischen dabeibleiben und aufhören, aber mittlerweile bin ich der Sache so verfallen, dass es eine Art Lebensgefühl ist, klingt blöd, aber wenn der Hunger und Müdigkeit wegen Fotos machen oder Abfilmen nicht mehr berücksichtigt werden können, kann man schon davon sprechen. Mit Graffiti kann man zumindest für einen kurzen Moment die Welt optisch verändern und das allein gibt einem schon eine Menge.
erik: Es müsste bei mir nicht zwingend Graffiti das Medium sein, über das ich mich äussern muss, aber es ist es auf jeden Fall momentan, weil man sich da einfach austoben kann. Es gibt keine Grenze, höchstens die Wand hört irgendwann auf, deshalb funktioniert Graffiti in Galerien auch nicht, weil spätestens nach 1,20m Schluss ist. Graffiti gehört auf die Strasse, in die große Umgebung. Weiterhin hab ich ein Äusserungsdefizit, ich muss was sagen zur beschissenen Lage zurzeit, zu meinem Namen, zu meiner Crew und das macht momentan Graffiti für mich aus. Eben ohne Grenzen, sobald es mit Aufträgen anfängt gehts dann schon: 'Könnt ihr mal Skizzen abgeben.' oder 'Das und Das gefällt uns nicht.' Eigentlich müsste es so gehen, 'Gebt uns die Kannen und wir malen was.' Das ist Graffiti. Alles andere wäre Kommerz und Mainstream.
in: Bei mir ist es definitiv wichtig für mein Leben, aber es ist nicht das Haupt-Ding, im Moment muss es ein bisschen zurückstehen, weil halt andere Sachen wichtiger sind, aber es ist auch ein Ausgleich zum Alltag um zum Beispiel: Gedanken und Gefühle zu verarbeiten.
teks: Es ist natürlich schwierig einen Style auf eine kleine Leinwand zu malen, aber letztendlich wenn ich Leinwand male, mach ich sowieso was ganz anderes: 3D und grafisches Zeug. Zum Thema Aufträge: Wenns darum geht, irgendwelche Konzepte zu machen, ist es natürlich immer schlecht, wenn man dann irgendeinen Wald malt. Das befriedigt einen natürlich nicht. Es ist besser, wenn man sich frei entfalten kann. Und nur legal malen kann ich nicht, mich würde es irgendwann langweilen, ich muss raus!

Was denkt ihr, was die Leute, die sich für Graffiti interessieren denken, wenn sie eure Sachen draussen sehen, über euch, über den Style, etc.? Wie begegnet Ihr dem und was könnt ihr da antworten?

save: Im Endeffekt versuch ich Leute auf einer menschlichen Ebene kennen zu lernen, so dass es zwischen denen und mir sehr ehrlich zugeht. Gute Bekannte sagen mir wenn ich scheiße male, der Rest sagt hauptsächlich: 'Die Aufkleber sind toll.' oder 'Ihr macht zuwenig.' oder 'Kommt doch mal mehr auf die Strasse.' Aber da geb ich letztlich nichts drauf.
teks: Letztendlich ist es mir egal, was andere sagen, jeder soll sein eigenes Zeug anschauen. Jeder kann seine Meinung haben, da kann ich nichts ändern.
in: Es freut mich natürlich wenn anderen meine Sachen gefallen doch in erster Linie muss es mir gefallen und meinen Vorstellungen entsprechen. Wir versuchen, für unsere Zwecke, alle Medien zu nutzen und wem das nicht passt der soll einfach weg sehen und seine Vorstellungen in seinen eigenen Bildern verarbeiten.
ghat: Ich bin der Meinung, dass man für sich malt, dass es einem selbst gefällt und dass es Spass macht, deshalb ist es zunächst zweitens, was andere dazu sagen. Es ist für mich aber auch wichtig, mit Leuten in Kontakt zu stehen, die nichts mit Graffiti am Hut haben, damit man nicht engstirnig wird oder nicht einseitig. Aber ich hab auch viele Leute kennen gelernt, die nicht ehrlich waren und das schätze ich eigentlich als wichtigste Eigenschaft ein. Wenn jemand nicht das Rückgrat hat, mir zu sagen, was er über meine Bilder denkt, dann ist das einfach schwach. Man registriert das einfach, es ist Kritik, die man verträgt oder nicht.
erik: Ich denke, dass wir in der Szene sehr verrissen sind, und dass wir sehr kontrovers diskutiert werden und zum Teil gemeint wird, wir seien Toys. Aber ich glaub ich find das sogar cool. Also dass wir uns vom ganzen Rest irgendwo abheben. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass mich die Szene nicht interessiert, aber am Ende ist alles, was es in Leipzig gibt schon ausgelutscht, es gibt nichts Neues und ich hätte noch eher die Motivation eben nichts für die Szene sondern was anderes oder was neues zu machen. Für mich. Ich will nicht sagen, dass die Leute noch nicht soweit sind, aber sie denken einfach in einer ganz anderen Kategorie, die für mich nicht Graffiti ist. Für viele ist es ausschliesslich der Name und sich in der Szene Ansehen erwerben, aber genau das hol ich mir nicht aus der Szene, sondern aus dem Freundeskreis. Mir geben viel mehr Leute Respekt für das was ich mache, die nichts mit Graffiti zu tun haben, und das ist mir zehnmal wichtiger, weil ich da für mich mehr erreiche, als wenn ich was von den 20 Leuten hören würde, die auch meinen in Leipzig Graffiti zu machen. Mich würde auch interessieren wo genau diese Leute in 5 oder 10 Jahren sind, vielleicht sollte man dann noch mal darüber sprechen!

Ihr macht viele Sachen, die kein Mensch sieht oder die schnell wieder weg sind.

in: Ich seh darin kein Problem, Hauptsache, ich seh es, wenn ich es jemandem anderes zeigen will, hab ich immer noch das Foto, bei Strassenbahnen zu Beispiel, ansonsten müssen es halt gute Stellen sein, dass es in der kurzen Zeit, die es vorhanden ist, jemandem auffällt.
teks: Man kann nicht vermeiden, dass Sachen schnell gebufft werden. Fotos sind da auf jeden Fall wichtig, weil man sie sich auch noch in 10 Jahren anschauen kann.
erik: Ob ein Zug nun eine Woche fährt, wo es der Zugmaler selbst grad mal mitbekommt, oder eine Strassenbahn, die direkt durch die Innenstadt fährt, auf der eine Message ist, die viele Leute sehen, da stellt sich für mich gar nicht die Frage, was ich lieber mache. Strassenbahn. Und wenns 200 Leute sind die sie sehen, ich mein jetzt nicht die Graffitileute. Auf dem Bahnhof fällt es gar nicht mehr auf, dass da ein bemalter Zug drin steht.
ghat: Also ich bin eigentlich noch froh, dass ich die Zeit noch miterleben darf, wo Züge in den Bahnhof rollen, die schon halb geputzt sind, aber vielleicht schon ein halbes Jahr fahren. Was Fotos machen angeht: Irgendwann wird auch die Zeit kommen, dass man selbst von Strassenbombings Nachtfotos machen muss, weil sie schon am Mittag geputzt sind. Aber man muss sich auf jeden Fall angewöhnen von allem Not-Fotos zu machen, weil immer weniger fahren wird.
erik: Früher wars halt so, dass Züge zum Teil ein Jahr oder so gefahren sind, es gibt Crews, die nur durch einen Zug saubekannt geworden sind, aber das gibts eben heute nicht mehr. Dafür haben wir den Vorteil, dass wir Magazine haben, dass wir Videos haben, dass wir solche verdammten Internetseiten haben. Du brauchst nur ein Foto zu machen und kein Mensch bekommt mehr mit, obs ein Trasher ist oder eine fahrende Einheit oder ein Pappmache-Zug, den du jede Woche zuhause malst. Deshalb scheiss drauf.
save: Vom Grund her, ist das Foto das primäre Ziel eines jeden Graffiti-Sprühers. Ich persönlich hab kaum Fotos und deshalb ärger ich mich, wenns dann nach 10 Min oder 3 Wochen oder eben später weg ist. Dafür hab ich aber auch die Motivation immer wieder was Neues und noch Cooleres zu machen.

Was denkt ihr über die ganzen Leute, die jetzt neu anfangen, und riesige Chrome-Bomben auf Strassen ziehn? Was könnt ihr denen mitgeben?

in: Ich kann den Jungs nur mitgeben, jedes Mal größer und härter zu malen, sie sollen das machen, für mich ist das nichts.
teks: Jeder soll rausgehen und machen was er denkt. Mir wäre es nicht wert, wegen Scheisse gebustet zu werden. Wenn Leute denken, dass sie das Risiko eingehen können ist das okay, ich kann es nicht.
erik: Ich denke, wenn es in Leipzig jemanden gäbe, der mich auf der Strasse mit seinem Zeug beeindrucken würde, würde ich vielleicht auch mehr Strasse malen. Aber das was kommt, gab es alles schon. Ich will jetzt niemanden hypen, aber indi, rouge und hor vielleicht noch, sind die, die mich irgendwo noch beeindrucken. aber, das ist jetzt nicht bös gemeint, auch die scheinen mir schon festgefahren zu sein, und das ist jetzt nichts persönlich gegen die Leute. Da man in meinen Augen auf der Strasse nichts mehr erreichen kann, suchen wir uns eben andere Sachen.
ghat: Ich hab selbst relativ viel Strasse gemalt und dabei kann dir einfach alles passieren, im Moment ist aber so eine Anti-Graffiti-Stimmung, dass heute fast jeder auf Hinweise von Bürgern gekascht wird. Da ich aber selbst relativ kurz dabei bin, kann ich zum Thema Anfänger gar nicht so viel sagen, bloß dass ich es gut finde, dass es neue Leute gibt und dass es normal ist, dass sie am Anfang schlecht sind. Man kann halt bloß abwarten, wer dabei bleibt, wird irgendwann auch gut. Aber die jüngeren müssen auf jeden Fall noch die Regeln begreifen, die es irgendwo auch gibt.
save: Es ist lächerlich, ne weite Hose anzuhaben, ein Basecap verkehrt herum auf und zu sprühen weil es cool ist. Mitgeben kann ich dem Nachwuchs nichts, nur dass sich Leute zum Teil viel zu viel einbilden auf ihre 50 Strassenbombings. Das Problem ist, dass viele aufhören weil sie einfach gebustet werden, weil sie unvorsichtig sind und nicht nachdenken. Das ist halt kein Spass mehr heutzutage, es ist nicht mehr 1990. Was ich erschreckend finde ist, dass Leipzig von anderen Städten, was den Style angeht, einfach geschluckt wird.

Dieses Special wird garantiert missverstanden, was habt ihr dazu zu sagen?

in: Naja, ich weiss gar nicht, was es daran nicht zu verstehen gibt, man soll sich einfach mal die Bilder anschauen. Wir wollen damit nichts erreichen, die Leute sollen nur wissen dass es uns gibt und sich daran erinnern, wenn sie etwas von uns sehen. Und unsere Gedanken irgendwo weiterspinnen...
teks: Letztendlich gehts um die Bilder! Die Leute sollen sich die Bilder anschauen, weil sie viele davon gar nicht kennen können. Vielleicht können sie neue Ideen daraus schöpfen.
erik: Weil uns eben viel vor die Karre gepisst wird, ist es mir wichtig auch mal den Leuten zu zeigen, was dahintersteht. Aber am Ende sollen sie es ruhig falsch verstehen. Mir ist es nicht egal, aber wir sind einfach da. Vielleicht sollten mal ein paar andere Maler über sich selbst nachdenken.
ghat: Das Special soll in erster Linie die einzelnen Personen der Crew und die Crew im Ganzen näher bringen und vorstellen. Aber am Ende: Ich sprüh mein nächstes Bild und fertig ist der Lack!
save: Die Leute sollen sehen, wovon sie nicht die Chance hatten, es zu sehen. Aber dieses Interview war hauptsächlich: Leute sitzen zusammen, trinken Bier und unterhalten sich über Graffiti. Aber Graffiti ist nicht alles. Graffiti sollte als Spass und Hobby angesehen werden, und nicht dazu da sein, sich sein Leben schwachsinnig zu verbauen.

Grüsse gehen raus an:

in: Meine Freundin, e*e, m*e, t*wik, br*k, den Freak von der 137 und an den Falk.
teks: Mutti, Freundin, mitch-chemnitz, marvel-spanien
ringo: Gruss an Leipzig und M-West
erik: An meine Freundin und die Leute, die hinter mir stehen. Und noch besonders mash, t*wik und m*e.
ghat: er*r, m*rd, eye194
save: Meine Freundin und alle mit denen ich Spass hatte und Spass haben werde. Plus Olli und Ralph.
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