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LEICHE SPECIAL

#Harter Brocken #Verbale Schellen für Opportunist*innen #Sonstiges, watt keener verstehen will #Wiederholung auf hohem Niveau #totsterben #Leiche weiß es

Yo. Vorab möchte ich damit beginnen, dass ich die wahre Wahrheit nicht kenne aber ich maximal versuche objektiv zu argumentieren. Alle Annahmen sind stark vereinfacht, runtergebrochen auf die Praxis, hoffentlich nicht zu sehr relativiert und keinesfalls aus einer subtilen Weise bedeutungslos in einem emotionalen Anfall daher gesäuselt. Grundlegend geht es um die endliche Kreativität im Graff und die daraus resultierende Motivation bzw Nicht-Motivation:

Nimrod am anderen Ende der Strippe: Er hatte mein Panel vom Vortag gespottet und knallte mir gleich eine wilde Theorie durchs Rohr.

„Yo alta deine fünftausendste Kiste gesehn. Utopisch. Aber im Endeffekt nichts neues dran an deinem schnöden Fadeing, deinem verwunschenen Wild-Style, Pfleile büäh, kann ich nich mehr sehn“. Die Farbcombo habe ich schon bei Steak CAF Crew 1993 gesehen. Das neue Abbild gleicht dem alten. Rallst du das überhaupt? „Woher nimmst du eigentlich deine Motivation?“, fragte Nimrod aka Leiche an einem verregneten Herbstmorgen

McSomething: Ja gute Frage habe ich noch nie drüber nachgedacht, die Frage stelle ich auch dir lieber Leser. Wtfk.

Nimrod: Is doch eh schon alles dagewesen. Ich schaue durch die Brille von ca. 30 Jahre Berufserfahrung. Da kommt es einem manchmal so vor, dass sich im Graff alles schon in der 2ten oder gar in der 3ten Wiederholung befindet (und das jetzt schon nach vielleicht gerademal 60 Jahren, also kunstgeschichtlich betrachtet ein Mückenfurz). Äh, schon nahezu alles wie diverse Stylelemente, Verbindungen und Verbiegungen, Writernamen, Farbcombos, was wees ich, Designs, Bubbles, Charries sich quasi wiederholt. Es gibt definitiv „noch“ minimalistische Ausnahmen, brauch man aber ne Lupe und man muss viel Zeit im Internet verbringen (Online versus Straße, anderes Thema). Graff hier gesehen als zwingend illegale Ausdrucksform von Charakters, Buchstaben, Zahlen und Tags. Legales Sprayen steht grundlegend zum Wiederspruch von Graffiti.

McSomething: Aber Nimrod wodurch wird diese Stagnation, diese Wiederholung eigentlich am meisten determiniert? Ist es die begrenzte Anzahl an Farbtönen oder Buchstaben? Kann ja eigentlich nicht sein. Ähnlich nach dem Prinzip von Sissa Ibn Dahir. Man nehme z.B. nur das deutsche Alphabet (30 Buchstaben), schon daraus kann man eine nahezu unendliche Verknüpfung erstellen und dann diese kombinieren, nicht mit Reiskörnern sondern z.B. mit RAL- Farbtönen (ca. 220). Dabei ergeben sich über Zentillionen (10600) Kombination.

Nimrod: Irre. Schach spiele ich übrigens gerne

McSomething: Hatte glaube auch neulich so ähnlich der KLEE von der TD2F im ILG-Podcast formuliert, wenn ich das richtig verstanden habe. Man kann sich ja auch mal Irren oder?

Nimrod: Vielleicht ist es auch der limitierende Faktor Zeit?

McSomething: Muss ja auch nicht unbedingt der Grund sein, man kann sich vorher Gedanken machen, oder man kann auch unfertige Werke zu einem anderen Zeitpunkt komplettieren.

Nimrod: mmh, folgt Graffiti einer Gesetzmäßigkeit? Ist Graffiti physikalisch? Oder passiert das alles nur in unserem Kopf? Authentizität oder Fiktion (Zitat: HEIST189/BDK in 11Thesen über Graffiti von Christoph May). Ich will es nicht verkomplizieren (Lehrstuhl für Graffiti, Goldener-Schnitt was wees ich), lediglich weiterdenken, ich brauche mehr antworten. Mmmh gelangweilte geile Macherfratzen sagen. „Ich kann diese Debatte nicht Mehr hören“, Einfach machen. Nüsch Labern. Einfach droff bolzen das Panel. Net differenziere oder hascht nur Nachdenke. Schaffe Schaffe Bombings. Handeln!!! Mach Et einfach. Andere böse Zungen sagen, Graffiti sei Tod, noch schlimmer Graffiti habe nie gelebt (Zitat TDOG 2017 Part VII).

McSomething: Das ist mit Abstand die dämlichste Diagnose. Wobei mir in dem Kontext dein neuer Name „Leiche“ ganz gut gefällt. Weil wie kann ich über etwas Totes reden, was ich aber eigentlich sehe. Anfassen kann. Was sich dynamisch verhält. Was sich verändert. Bewegt unbewegt waht ever.

Nimrod: Dennoch sind ein paar interessante Überlegungen im TDOG (Gedanken/Gefühle die ich aber auch schon selber teilweise weit vor TDOG hatte) auf die ich noch weiter eingehen möchte, weil ich sie als unterhaltsam empfinde und hier im Kontext „endliche Kreativität“ und „unendliche Motivation“ ansprechen möchte. Zunächst: Danke Oliver Kuhnert das du es aufgeschrieben hast. Aber es fehlen Antworten! III„Die große Masse der Graffitisten besteht aus einfallslosen Wiederkäuern“, da musste ich drüber lachen, ja wie geil wäre es wenn jeder immer was neuet bringt. Sich jedes Mal quasi neu erfindet. Jedes Mal anders. Das fortlaufende Unikat. So eine Art Dauermutation der Style-Gene.

McSomething: Hä, da würde man es ja gar nicht mehr schaffen zu kategorisieren, der macht datt, die macht ditte usw. Eine Entwicklung würde es ja dann auch nicht geben, weil es immer völlig neu, losgelöst und verschieden ist oder?

Nimrod: Absolut nicht fassbar, eine magisch fantastische Utopie. Mir ist auch aufgefallen alle besonders krasse End-Atzen, Performer, bzw. Pioniere wie man so schön sagt, die diesen Sprung wagten, dann sehr schnell in der Streetart-Schublade landeten, landen wollten? (teilweise aber Gott sei Dank auch wieder zurückgesprungen sind).

McSomething: An sich auch widersprüchlich zum Graffiti. Graffiti hat eine Art DNA. Einen Aufbau welche eine Grundstruktur/Gerüst mit sich bringt (wie übrigens alles auf der Erde, nichts ist strukturlos, selbst schwarze Löcher).

Nimrod: Vielleicht sogar lebt eben Graffiti gerade durch dieses fraktale Muster, beständige Wiederholung, infinitesimale Wiedererkennung, diesem repetitiven Stumpfsinn-Doku-Funk (wie kann man so viel live dokumentieren was eigentlich tot ist? klassischer Gegenbeweis?) und beharrlichem Name dropping usw.Wei Nod? Do (h)it! Is ja in fast allen Gebieten dasselbe. Vielleicht nun mal nicht unbedingt in der Weltraumforschung.

McSomething: Mal weniger schnell die Wiederholung, mal langsamer. Könnte uns ja eigentlich auch massiv egal sein.

Nimrod: NO! Jetzt nur nicht relativieren. Da kommt mir die Kotze den Hals hochgeschossen. Es ist eine Selbstreflexion in der man immer weiter differenziert und hinterfragt.

McSomething: Dann weiter im Kontext

Nimrod: Ja noch so ein Punkt aus dem TDOG IVÄsthetisch Aspekte sind konservativ, weeessch ni, ganz im Gegenteil, die illegale Graffiti-Gesellschaft ist offener denn je selbst schon Anfang der 2000er

McSomething: stimmt haste ja schonmal jesagt... (siehe Beitrag von Ästhetik und Illegalität von Nimrod und Utop Two 2005).

Nimrod: Man könnte jetzt alle 18 TDOG-Hypothesen (das ist ganz wichtig es sind keinen Thesen!) exemplarisch falsifizieren oder verifizieren (dann würde man aber augenscheinlich wegsedieren und totsterben), dennoch fehlt der entscheidende Aspekt. Antworten!

McSomething: willst du die hier abliefern oder was?

Nimrod: Das versuche ich ja. Der massive Trieb zur Wiederholung. Dieses Ritual, ähnlich wie wixxen, aber wo kommt weiterhin die Motivation her (wenn die Kreativität vermeintlich endlich erscheint). Vielleicht Unzufriedenheit wie PLAK es in den 11 Thesen von Christoph May anführt? Aber wie kann eine Erstarrung von Graff abgewehrt werden, wie kann die vermeintliche beschränkte Graffiti- Kreativität sich weniger wiederholen, wo geht es hin mit der Graffiti-Bewegung und vor allem wie dokumentieren wir das (neue Formatewas kommt nach dem Podcast?). Brauchen wir eine „Spielerweiterung“?

McSomething: Kein Plan Digger.

Nimrod: Wenn ich zwischen den Zeilen lese kann ich löchrige Lösungen herausextrahieren und zum eigentlichen zurückkommen was mich umtreibt, so z.B. Hypothese X i TDOG...“Höchstens der Hintergrund unterscheidet sich....“ oder Zitat HEZHT „Orte sind irgendwann fast wichtiger geworden, als das Anbringen von Graffiti am jeweiligen Ort“. Genau das ist einer der sensitiven Punkte: ob Nebel oder Schnee, ob Palmen oder Gebirge, ob Sand oder Klee, ob Island oder Indien mit unterschiedlicher Performance kann man möglicherweise eine Antwort finden (das reimt sich zufällig).

McSomething: Was meinst du damit?

Nimrod: Ich meine damit das die u.a. Performance wie ich mein illegales Graff machen immer anders ist (auch nach 60 Jahren Graffiti-Historie), auf den Betrachter der nicht mit dabei ist, wirkt es lediglich wie eine Wiederholung, obwohl es das nicht ist. Selbst die Perspektive, wie ich was darstelle, müsste auch als Faktor in Betracht gezogen werden...darauf gehe ich jetzt lieber nicht weiter ein

McSomething: Meinst du sowas wie Metaphysik?

Nimrod: Ja man, teilweise noch greifbarer wie Gerüche, rieche Ich oder riecht der Train, Wind, Temperatur, Sound, bin ich verliebt, hasse ich, spraye ich nackt, spraye ich vermummt, bin ich nüchtern bin ich dicht, bin ich alleine bin ich zu 30igst, bombe ich im Liegen oder im Rollstuhl, seil ich mich ab oder stehe auf der Leiter, hab ich ne Teleskop‘R oder ne Krücke, male ich mit Waterbased Canz oder mit Ölfabe....

McSomething: ...müäh zusammengefasst also alle biotischen und abiotischen Einflüsse? (Graff auf Tieren? Warum nicht...ah gabs ja auch schon da denke ich an Cornbread und den Elefanten, wobei ja ein Elefant anders reicht als Ziege)

Nimrod: ja auch das mentale Empfinden z.B. Entspannung durch Graff oder Wettkampf etc....das Ganze hier gesabbelte in Kombination bildet die Unendlichkeit der Überlebensfähigkeit von illegalem Graffiti trotz permanenter Wiederholung und offenkundig mangelnden Kreativität (Ich bewege mich ja leider auch in diesem „Und täglich grüßt das Murmeltier“ Algorithmus quatsch).

McSomething: ist das jetzt ne These oder ne Hypothese? also kein Stigma? Kein Klischee? Die Motivation verschiebt sich sozusagen schleichend, wie äh der Klimawandel...

Nimrod: Der treibende Motor von Innen. Wir schreiben 2023 ich dreh durch.

McSomething: Yo

So ditt wars jetzt. Für immer tot, eure Leiche

Ps:

     Hab ich oft das gleiche getagt, geracked und zum wiederholten Mal die Bullen gestresst
     Dann lach ich viel und furchtbar laut
     Denn illegaler Sprayer sein, dass ist ein Fest
     Und das geht unter meine Haut!!!
     Hier lacht der kluge kluge Sprayer
     Hier kassiert der schnelle schnelle Sprayer
     Hier herrscht der starke starke Sprayer


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