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Homer One Special

Als wir anfingen uns für die rumänische Writer-Szene zu interessieren, hörten wir uns nach allen Seiten und natürlich vorallem im Internet um. Jeder, den wir fragten, wer uns etwas über die Graffiti-Geschichte dieses Landes sagen könnte und wer denn ein besonders erfahrener Ansprechpartner sei, gab die gleiche Antwort: Homeboy-One aus Brasov! Homeboy begann 1997 mit malen und gründete kurz darauf mit "Rat" eine der ersten ernstzunehmenden Crews Rumäniens. Trotz der anfänglich enormen Probleme an z.B. Marker, Dosen, Mags heranzukommen hat er sich immer sehr in der Szene engagiert und somit durch Events, Style und Initiative entscheidend dazu beigetragen das sich in Rumänien etwas bewegt! Heute ist er in jeder rumänischer Pflichtlektüre zum Thema Graffiti erwähnt, wird materiell von Dupli-Colours unterstützt und genießt in der Szene einen hart erarbeiteten Respekt.

Interview


Lass uns über die Geschichte des rumänischen Graffiti sprechen, wann und wie ging das ganze los?

HomeBoy: Es begann ungefähr 1997/98, als natürliche Entwicklung der rumänischen HipHop-Szene, die 1992 zu wachsen begann. Graffiti wurde möglicherweise aus Deutschland und England importiert, denn die ersten Sprüher die nach Rumänien kamen waren Deutsche, Briten und Ungarn. Von den rumänischen Writern aus dieser Zeit damals sind allerdings nur noch sehr wenige aktiv. Ein weiterer Sprung war etwa im Jahr 2000 zu spüren, als sehr viele junge Leute, hauptsächlich in Bukarest zu sprühen begannen und die Szene sehr schnell wuchs.

In welchen Städten fand die Entwicklung des rumänischen Graff hauptsächlich statt?

HomeBoy: Die wichtigsten Quellen waren Bukarest und Brasov, zu denen zur selben Zeit, vielleicht in Bukarest etwas früher, zu sprühen begonnen wurde. In Bukarest deshalb etwas eher, da dort die HipHop-Szene bereits etablierter war. Weitere wichtige Städte sind Arad, Timisoara und Constanta.

Als ihr hier zu sprühen begannt, was für Material und was für Techniken habt ihr benutzt?

HomeBoy: Das Hauptproblem war, das wir als Writer der ersten Stunde, mit ganz gewöhnlichem Zeug auskommen mussten, Autolack, Wandfarbe und eben Pinsel. Wir nahmen auch Dosen, aber da die sehr teuer waren wurden hauptsächlich Pinsel benutzt.

Was genau wurde am Anfang gemalt?

HomeBoy: Ich meine, wie sich Graffiti eben überall entwickelt, zuerst haben wir unsere Namen und die Namen unserer Crews in der Nachbarschaft "geschrieben", später, als wir das Internet nutzen konnten, sahen wir, was die Leute in der ganzen Welt so machen und wir haben angefangen unsere Identität und unseren Style aufzubauen.

Gab es von Anfang an Charakter, Background und Effekte in Euren Bildern?

HomeBoy: Nein, ich denke, das kam alles später und wird zum Teil noch nicht einmal heute von allen Malern verwendet, da diese Dinge sehr viel Farbe kosten. Allerdings biten die Maler hier auch sehr viel, ich glaube, Can2-Charakters sind die am meisten gestohlenen Characters aller Zeiten.

Welche Entwicklung began im Jahr 2000, die Du ja bereits erwähntest?

HomeBoy: Da so etwas wie "Respekt" für uns Sprüher bei den jungen Kids aufkam, ließen sie sich von uns an Graffiti heranführen und hatten somit schon einen gewissen Hintergrund. Der Haupteffekt war, dass diese Jungs sich jetzt sehr viel schneller entwickeln als wir es taten, da wir ihnen Sachen wie Outlines, Lichteffekte und andere technische und stilistische Dinge erklären können.

Habt Ihr immer noch das Problem an Dosen heranzukommen?

HomeBoy: Ja, es gibt nach wie vor keinen Belton- oder Montanavertrieb hier in Rumänien, aber wir arbeiten zurzeit daran. Momentan benutzen wir "Dupli" - Dosen. Und wir lassen uns natürlich von Freunden, die ins Ausland reisen, Dosen mitbringen oder fahren selbst nach Ungarn um welche zu kaufen. (Inzwischen gibt es zwar Montana-Dosen in einer Stadt in Rumänien, aber der Vertrieb steht noch nicht.)

Wie ist der Zusammenhalt der Szene in Rumänien?

HomeBoy: Ich denke, dass es normal ist, dass wir "Oldschoolers" uns gegenseitig kennen. Wir haben uns damals auf Contests, an Halls oder auf Reisen in andere Städte kennen gelernt. Die jungen Leute kennen wir hauptsächlich durch das Internet, durch Chats, Foren, etc. allerdings nur mit ihrem Tag-Namen, bis man sich mal trifft.

Gibt es bei euch das Problem des Crossens?

HomeBoy: In Brasov haben wir da keine Schwierigkeiten nur mit ein paar dummen Kindern, aber in Bukarest ist das schon ein Problem. Die Jungs dort sind zwar styletechnisch auf dem selben Level wie wir, aber es sind eben viel mehr Leute, so versucht jeder den Mann zu markieren. Und so passiert es, dass Leute mal eben die komplette Hall auscrossen.

Wie groß schätzt Du die Graffitiszene in Rumänien?

HomeBoy: Ich denke, dass es etwa 50 gute Writer landesweit gibt, von denen allerdings nur etwa 10 bei einer coolen Produktion mitmalen könnten.

Wie sind Eure Kontakte zu anderen Ländern?

HomeBoy: Hauptsächlich haben wir übers Internet Leute kennen gelernt und so Jungs aus Norwegen, Schweden und eben Deutschland getroffen. Das Internet ist allerdings so gut wie die einzige Möglichkeit für uns in dieser Richtung, da wir bis jetzt noch nicht auf große Events fahren konnten. Momentan sammeln wir Fotos und Produktionen für Magazine und für Internetseiten.

Haben Besucher aus anderen Ländern stilistischen Einfluss auf Euch?

HomeBoy: Nein, eigentlich entwickelt sich die Szene hier sehr intern und ich bin sehr gespannt, ob es irgendwann so etwas wie einen eigenen rumänischen Style geben wird, denn in einer gewissen Art und Weise sind wir vom Rest der Graff-Gemeinschaft isoliert. Aber natürlich kommen Sprüher aus anderen Ländern zu uns, besonders für die Bukarester U-Bahn und in gewissen Sinn hat so jeder Besucher einen Einfluss.

Ist es für die Bukarester Sprüher ein Problem, dass Ausländer U-Bahn-Damage bei Ihnen machen?

HomeBoy: Ja, irgendwie gibt es da schon ein Problem schon, aber das sind eher die Rumänen, denn die haben sehr viel Schaden angerichtet, viel getaggt uns so ist es jetzt relativ hot. Es gibt deshalb jetzt ein Anti-Graffiti-Gesetz und die Bestrafung ist auch sehr hoch. Die Polizei hat jetzt auch Akten über die meisten Sprüher, kennen die auch und verfolgen sie solange bis einen Fehler begehen.

Was ist denn die öffentliche Meinung über Graffiti?

HomeBoy: Also, wir haben keine Mags und auch so wissen die Leute nicht allzu viel über Graffiti, sie sehen es nur auf der Wand aber eben meist das schlechte Zeug, da die wenigen Halls dort sind, wo sie kaum ein Mensch sieht. Und so kennen die Leute hauptsächlich die Tags, die Scratchings und die Damage und finden es eben scheisse.

Könnt ihr trotzdem legale Aufträge malen?

HomeBoy: Diese Geschichte ist noch relative gering ausgeprägt bei uns, denn die meisten Leute wissen nicht, wo sie Sprüher für ihre Aufträge finden können. Trotzdem können wir ab und zu Aufträge wir Waschanlagen, Internet-Cafes, Bars und so weiter malen.

Mit den Möglichkeiten, die Ihr habt, wie viele "private" Bilder könnt Ihr im Schnitt pro Jahr machen?

HomeBoy: Na ja, ich denke ich bin nicht so wie die meisten Sprüher hier, denn ich bin unter den Auserwählten, die irgendwie genug Dosen haben um häufiger Bilder malen zu können. Aber ich denke, der Durchschnitt sind so ungefähr 10 Pieces im Jahr.

Es gibt ein Sprühgerät welches "Suflo", der auch danach benannt wurde, häufiger benuzt. Was hat es damit auf sich?

HomeBoy: Also es ist aus Plastik oder Metall gemacht, ich denke, es ist der Ur-Groß-Vater der Sprühdose oder so. Sogar mein Opa hat so ein Gerät.

Wie sieht es bei Euch mit "Zug-Malen" aus?

HomeBoy: Das hängt von der Stadt ab, in Bukarest zum Beispiel gibt es Wachschutz im Yard, hier in Brasov ist das noch sehr ruhig und wir können 2 Stunden und länger im Yard bleiben. Allerdings haben wir nur das eine Yard in der Stadt und nichts weiter im Umland. Ich denke, dass ungefähr 50 Panels in den letzten Jahren im Schnitt jährlich gemacht wurden. Ich weiß nicht genau, wie das in Bukarest aussieht, die haben dort sehr viele U-Bahnen gemacht, dieses Jahr werden es also mehr als 50 werden.

Nenn mir bitte ein paar Writernamen und ihre Spezialitäten.

HomeBoy: Also die Oldschoolers die noch aktiv sind: ich "Home", "Rat", "Schao", "Sage", "Erbs", "Razna", Newcomers "Neon", "Gnoza", "Thnk", "Orb", "Suflo cna", "scc" aus Arad und "sk" mit den Jungs "hero" und "seko" und die die Bomberszene "stare", "nerv", "saint" und "radio".

Wie, denkst Du, wird die Entwicklung des Graffiti in Rumänien weitergehen?

HomeBoy: Ich denke, ein großer Schritt nach vorne werden richtige Dosen sein. Dann hängt es davon ab, ob die Jungs die Dosen kaufen werden können oder nicht, denke ich. Es wird an der rumänischen Wirtschaft hängen, denn die Kids haben das Geld auch nur von Ihren Eltern und wenn die nichts verdienen wird es mit Graffiti nicht vorwärts gehen. Aber, wenn man sich die vergangenen Jahre vor Augen hält, werden die nächsten Jahre sehr gut werden.

Was wünschst Du Dir für die Zukunft?

HomeBoy: Ich wünsche mir, dass ein Laster mit Belton-Dosen einen Unfall vor meinen Haus hat, nein, ich hoffe wirklich für die talentierten rumänischen Sprüher, dass wir nach Westeuropa reisen und unsere Skills zeigen können. Und neue Sprüher zu treffen und Teil der Familie zu werden. Und natürlich einmal in Deutschland malen.
ro

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